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Pressemitteilung des NABU Sachsen- Anhalt      
Veröffentlicht im Schaufenster Sachsen-Anhalt Ausg. Quedlinburg am 19. Jan. 2003


Hochwasserschutz ist notwendig
NABU warnt vor Zerstörung des Selketals

Harz -- Hohe Niederschläge auf gesättigten oder durch Frost versiegelten Bode fließen oberflächlich rasch ab und führen unweigerlich zu erhöhten Pegelständen der Flüsse. Kann sich ein durch Bebauung eingeengter Fluss nicht ausbreiten, kommt es im Siedlungsbereich zu Hochwasser. Bundesweit werden nun "moderne" Hochwasserschutzmaßnahmen geplant und durchgeführt, um die Fehler der vergangenen Jahrzehnte etwas zu begleichen. In unserer Region werden die Stimmen für einen Staudamm im NSG "Selketal" als einzig erfolgversprechende Hochwasserschutzmaßnahme immer lauter, dem muss widersprochen werden! Denn verschwiegen wird, dass gut verteilter Hochwasserschutz im Oberlauf der Selke, so z.B. die sinnvolle Nutzung der vielen Harzteiche und notfalls ein Staubecken oberhalb Strassbergs eine rettende Alternative zur Zerstörung des Selketales ist und auch in der Selkestudie genannt wird. Was den Unterharzern, Touristen und letztlich der Natur verloren geht, scheint angesichts der Diskussionen von Lokalpolitikern allgemein nicht bekannt zu sein:

Das vom Landeshochwasserbetrieb (LHW) geplante Hochwasserrückhaltebecken oberhalb von Meisdorf hat eine Dammhöhe von 12 – 18m; der Damm wird als sogenannte "grüne Erhöhung" etwa zwischen Selkesicht und Bartenberg liegen und nach Ansicht des Landesbetriebes dem Besucher kaum auffallen. Der NABU ist da ganz anderer Meinung, denn bei einer Flutung dieses Beckens (evtl. auch bei kleineren Hochwassern, um das Flachland zu schützen), stünden 2 – 2,5 km Talbereich unter Wasser, bis etwa 300m unterhalb der Selkemühle (!). Das Wasser bringt Schlamm und Geröll in unvorstellbaren Massen mit, die sich dann im Überflutungsbereich absetzen, was auch mit Geruchsbelästigungen verbunden ist. Die Talsole verschlammt in seiner gesamten Breite. Ein Abtransport ginge, wenn überhaupt, nur mit schwerem Gerät in den Sommermonaten. Selbst bei Nichtflutung des Staubeckens verhindert der Damm das Abfließen der Kaltluft und verändert dadurch das Kleinklima des Tales so erheblich, dass die Besonderheit der Naturausstattung langfristig verloren geht.

Eine Region, die über ein europäisches Schutzgebiet verfügt, das jährlich unzählige Touristen anzieht, über eine einmalige Naturausstattung verfügt, sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein und sinnvollen Hochwasserschutz betreiben. Schließlich wurden bis heute keine nennenswerten Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt, obwohl diese im Selkeoberlauf schon längst hätten passieren können.

NABU Sachsen-Anhalt
A. Westermann


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