Chronik     und     Dokumente        -     HW-Aktionsplan              Hochwasser-Aktionsplan Selke vom 18.Dez. 2002 (Vorlage für die Landesregierung)

Diesen Text haben wir auf unsere Internetseite www.rettet-das-selketal.de genommen,
um unsere Leser darüber zu informieren,
gegen welches konkrete Vorhaben der Landesregierung wir uns wenden.
Wir betonen, daß dieser nebenstehende Text nicht die Meinung der Bürgerinitiative wiedergibt !

Auf der Grundlage der Studie  "Untersuchungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Selke" der DRESDEN DORSCH CONSULT Ingenieurgesellschaft mbH vom 31.05.1999 sowie der "Untersuchungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes durch ein Hochwasserrückhaltebecken in der Selke oberhalb Straßberg - Ergänzende Untersuchungen der Varianten VIII und IX" vom 30.11.2000 erarbeitete der LHW seinen HW-Aktionsplan


Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen- Anhalt

Magdeburg, 18. Dezember 2002

(erarbeitet als Vorlage für die Landesregierung)

Hochwasser-Aktionsplan Selke

Die Punkte 1, 2, 4 und 5 hier im Wortlaut (ohne Skizzen):
1. Veranlassung, Bezug zum HW-Aktionsplan Bode

Ein großer Teil der an der Selke liegenden Siedlungsgebiete ist stark hochwassergefährdet und war während des Hochwassers vom April 1994 weiträumig überflutet. Auf der Grundlage der bereits vorliegenden Untersuchungsergebnisse in der Flussgebietsstudie Bode (HGN) wurden für das Flussgebiet der Selke in den vergangenen Jahren umfassende Untersuchungen zu Möglichkeiten einer Verbesserung des Hochwasserschutzes durchgeführt. Ausgehend von einer Analyse der Hochwasserentstehung und des Hochwasserablaufes sowie der im Einzugsgebiet bestehenden Hochwasserrückhalteräume wurden verschiedene Varianten des Hochwasserschutzes mit und ohne Schaffung zusätzlicher Rückhalteräume betrachtet.

Ausgehend von der Wirksamkeit überregionaler Maßnahmen zum Hochwasserrückhalt wurden ebenfalls notwendige örtliche Maßnahmen zum unmittelbaren Schutz der Ortslagen ermittelt. Bei den Untersuchungen sind Hochwasserereignisse HQ (50), HQ (100) sowie das im April 1994 abgelaufene Hochwasser berücksichtigt worden. Die Kosten-Nutzen-Relation der Maßnahmekombinationen/Maßnahmen wurde bewertet und im Ergebnis Vorzugsvarianten aufgezeigt.

Die Aufgabenstellung des HW-Aktionsplanes Bode bzgl. der Selke lautete:

„Für die Selke ist im Rahmen einer Studie der hydraulische Nachweis für effektive Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der Ortslagen zu führen. Dabei sind sowohl Maßnahmen des örtlichen als auch des überregionalen Hochwasserschutzes unter Einbeziehung der Harzteiche zu untersuchen."
 

Zur Erfüllung und als Grundlage des HW-Aktionsplanes Selke liegen u.a. folgende Untersuchungen vor:

•            Untersuchungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Selke — Studie — DDC (22. Mai 1999);

•            Kurzfassung zu o.a. Studie, DDC (31. Mai 1999);

•            Untersuchungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes durch ein Hochwasserrückhaltebecken in der Selke oberhalb Straßberg, DDC, (30. November 2000);

•            Umsetzung der Selkestudie „Untersuchungen zur Erweiterung des Hochwasserrückhaltes und Ableitung Gesamtkonzeptes zum Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Selke", DDC (31. August 2002)^


Der HW-Aktionsplan Selke baut besonders auf der „Umsetzung der Selkestudie" auf. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt legt hiermit einen prioritär geordneten Aktionsplan vor.

2. Das Selke-Hochwasser vom April 1994

2.1       Das Flussgebiet der Selke

Die Selke ist mit einer Länge von 64,4 km zwischen dem Quellgebiet im Mittelharz (ca. 510 m ü. HN) und der Mündung einer der Hauptnebenflüsse der Bode. Einen Übersichtsplan des Einzugsgebietes zeigt Abbildung 1. Hinsichtlich der Grundstruktur können zwei Laufabschnitte unterschieden werden.

•           Der Oberlauf umfasst die Selke von der Quelle bis zum Pegel Meisdorf. Dieser Laufabschnitt kann außerhalb der Ortschaften als naturnah bewertet werden; er weist ausgeprägte Strukturen und eine erhaltenswerte ökologische Vielfalt auf. Die ökologische Durchgängigkeit wird durch einige Querbauwerke sowie streckenweise ausgebaute Bereiche innerhalb der Ortslagen beeinträchtigt. Unterhalb von Güntersberge durchfließt die Selke ein 150 bis 200 m breites Sohlental. Zwischen Alexisbad und Mägdesprung engt sich das Tal ein (Kerbtal) und weitet sich erst unterhalb des Vierten Friedrichhammers wieder auf.

•           Der Selkeunterlauf zwischen Meisdorf und der Mündung in die Bode weist deutliche Beeinträchtigungen des Flusses durch Ausbaumaßnahmen (Begradigungen, Sohleintiefungen, ...) auf. Die ökologische Durchgängigkeit ist durch eine Reihe von Wehren beeinträchtigt. Mit dem Eintritt in das Harzvorland unterhalb von Meisdorf weitet sich die Talaue stark auf; sie ist zwischen Gatersleben und der Mündung in die Bode etwa 1 km breit.

Harzteiche im Einzugsgebiet der Selke

Im Einzugsgebiet der Selke befinden sich 29 künstliche Teiche und Stauhaltungen, die im Zuge der Entwicklung des Bergbaus im Mittel- und Unterharz angelegt wurden. Die Teiche stellen potentielle Hochwasserrückhalteräume dar.

Wehre

Die Funktion der mehr als 20 Wehre im Flussabschnitt besteht in der Regel in der Wasserstands- und Durchflussregulierung der abzweigenden Mühlgräben sowie in der Gefälleregulierung. Überwiegend handelt es sich um feste Wehre; abschnittsweise bewegliche Wehre mit Schütztafeln befinden sich nur in Gatersieben und Hoym sowie an Mühlgrabeneinläufen.

Brücken

Die Selke wird zwischen dem Auslauf Mühlenteich in Güntersberge bis zur Mündung in die Bode von ca. 90 Brücken gequert. Die Konstruktion reicht von einfachen Betonstegen, über Holzbrücken bis hin zu alten Bogenbrücken mit mehrfachen Öffnungen.

2.2            Meteorologisch-hydrologische Situation 1993/1994

Als Hochwasserentstehungsgebiet im Einzugsgebiet des Wasserlaufes Bode ist in erster Linie der Harz mit den Teileinzugsgebieten der Kalten und Warmen Bode, der Rappbode, der Selke und Holtemme zu nennen.

Überwiegend treten Hochwasser, hervorgerufen durch intensive Schneeschmelze, (Tauwetter, Regen auf Schnee) als Winterhochwasser auf (z.B. 1925/26, 1965/66, März 1981).

Auslöser für Regenhochwasser ist meist die zyklonale Westlage bzw. das Tief Mitteleuropa (klassische V-b-Lage). Hier werden Niederschlagssummen bis 100 mm in 24 h erreicht.

Sommerhochwasser, hervorgerufen durch Stark- bzw. Dauerregen mit großen Intensitäten, treten seltener in Erscheinung und umfassen in der Regel auch nur Teilbereiche des Gesamteinzugsgebietes (z.B. Juni 1981 im Holtemmegebiet). (Juni 2002 Holtemme, Ilse, Großer Graben)

Die Vorbelastung der Einzugsgebiete zu Beginn eines Niederschlagsereignisses (Schneerücklage, Bodensättigung) sowie das mögliche Zusammentreffen von HW-Spitzen der Bode und Nebenwasserläufe sind wesentliche Faktoren für die Höhe und den Ablauf von Hochwässern im Bodegebiet.

Die hohen Niederschläge der Monate Dezember 1993 bis März 1994 hatten die Aufnahmekapazität des Bodens erschöpft. An Straßeneinschnitten sickerte das Wasser flächenhaft aus den Böschungen. Mulden und Gräben waren gefüllt, Flüsse und Bäche waren nach vorangegangenen Ausuferungen gerade wieder in ihr natürliches Bett zurückgekehrt, an der unteren Bode bestanden noch großflächige Ausuferungen.

Vom 10. bis 13. April 1994 beeinflussten aus dem Mittelmeerraum nach Norden ziehende Tiefs mit ihren Ausläufern Sachsen-Anhalt. Am Dienstag, dem 12. April 1994 griffen in der 2.Tageshälfte ergiebige Niederschläge eines hochreichenden Tiefs mit Kern über Tschechien vor allem auf Thüringen und den Harz vor. Die von Norden einströmende Kaltluft glitt auf die feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum auf und führte insbesondere auch über dem Harz zu erheblichen Niederschlagsmengen, da hier die niederschlagsbildenden Prozesse besonders intensiv und lange wirkten.

2.3 Hochwasserverlauf April 1994

Im gesamten Einzugsgebiet der Bode fielen zwischen dem 09. bis 14. April 1994 etwa 250 bis 300 Millionen Kubikmeter Regen. Davon entfallen etwa 45 bis 50 Millionen auf das Gebiet der Talsperren und wiederum davon 30 bis 35 Millionen auf die Warme und Kalte Bode. Da die Aufnahmekapazität des Bodens erschöpft war, kam davon ein besonders hoher Anteil zum Abfluss.

Am 12. April 1994 setzte in den späten Abendstunden ein Starkregen ein, der an den meisten Stationen im Harz bis zum 13. April, 08:30 Uhr, Ergiebigkeiten von mehr als 80 I/m² brachte.

Ohne die sonst üblichen Konzentrationszeiten kam es zu steilen Wasserstandsanstiegen an den beobachteten Pegeln. In den Oberläufen des Harzes wurden an nahezu allen Pegeln die bis dahin höchsten bisher beobachteten Wasserstände überschritten.

Der Scheiteldurchfluss im Selkegebiet erfolgte im Oberlauf am 13. April 1994 mit nie zuvor beobachteten Durchflusswerten zwischen 70 und 80 m³/s. Es kam zu großen Ausuferungen. Insgesamt erreichten die Scheitelwerte von Selke und Holtemme die Bode vor deren Spitzendurchfluss, der durch den Einfluss des TS-Systems verzögert worden war.

Das zwischen dem 12. April 1994 und dem 14. April 1994 in der Selke abgelaufene Hochwasser erreichte Scheiteldurchflüsse, die an allen drei Pegeln in der Größenordnung eines HQ (200) lagen. Ab Güntersberge nahm das Hochwasser die gesamte Talbreite ein und führte in den Siedlungsgebieten Straßberg, Silberhütte, Alexisbad und Mägdesprung zu hohen Schäden. Der Scheiteldurchfluss nahm bis Meisdorf weiter zu und erreichte hier Spitzenwerte von 110 m3/s. Im Selkeunterlauf breitete sich das Hochwasser in der Talaue aus; es bildeten sich teilweise weit verzweigte Flutrinnen und die Ortslagen waren großräumig überschwemmt. Durch die Ausbreitung des Hochwassers und die Füllung der Retentionsräume kam es zu einer wesentlichen Verminderung des Scheiteldurchflusses bis Hausneindorf.

2.4            Hochwasserschäden und deren Bewertung

Für die Ortslagen der Selke wurde 1998/99 eine Ermittlung der Schäden des Aprilhochwassers 1994 durchgeführt. Als Gesamtwert für die erfassten Hochwasserschäden ergaben sich 53,526 Mio DM.

Insgesamt muss eingeschätzt werden, dass die vorliegenden Informationen zu den Hochwasserschäden hinsichtlich Vollständigkeit und Genauigkeit sehr unterschiedlich sind. Insbesondere die extrem niedrigen Schadenshöhen in Hausneindorf und Hedersleben stehen im Widerspruch zur Größe der überschwemmten Siedlungsfläche. Die Ursache liegt offensichtlich in einer unvollständigen Erfassung der aufgetretenen Schäden. Eine ähnliche Situation wird für die Ortslage Hoym vermutet. Aufgrund der teilweise bestehenden Lücken muss man davon ausgehen, dass der tatsächliche Schaden den ermittelten Wert übersteigt.

(3. Grundsätze des HW-Schutzes im Selkegebiet)

4. HW Aktionsplan
4.1 Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise aus den Studien
Eine Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Selke kann nur durch die Kombination einer Auswahl von allen möglichen Maßnahmekomplexen effizient gestaltet werden:

1. Primär zu realisieren sind die überregional wirksamen und effizienten Maßnahmen zur Erweiterung der Hochwasserrückhalteräume im Selkeoberlauf. Ausgehend von den vorliegenden Untersuchungsergebnissen ist folgende Prioritatenreihung vorgesehen:

Kurzfristige Maßnahmen:

Änderung der Bewirtschaftung und Vergrößerung der Hochwasserrückhalteraume in folgenden vorhandenen - Talsperren.
- Frankenteich
- Kiliansteich
- Fürstenteich (Umwandlung in ein grünes Rückhaltebecken) Teufelsteich

Planungsbeginn des Rückhaltebeckens Straßberg

Um eine optimierte Steuerung der einzelnen Rückhalteanlagen zu ermöglichen, ist der Einbau von Meßeinrichtungen und die Schaffung der Möglichkeit einer Fernübertragung der Daten erforderlich. Bestandteil der Maßnahmen ist in jedem Fall die Ertüchtigung der Bauwerke an den Harzteichen. Entsprechend den durchgeführten Untersuchungen ist insbesondere für den Rödelbach in der Ortslage Straßberg ein Ausbau in Form einer hydraulisch günstigen Trassenführung erforderlich.

Mittelfristige Maßnahmen:
           Planung und Bau des HRB Straßberg

> Für den Standort oberhalb Meisdorf sollte eine abschließende Klärung hinsichtlich einer Realisierbarkeit erfolgen, da die Hochwassersicherheit für den Selkeunterlauf dadurch nachhaltig verbessert und auf örtliche Maßnahmen im Selkeunterlauf nahezu komplett verzichtet werden könnte. (vgl. 4.2)

Langfristige Maßnahmen:
- Planung und Bau des HRB Uhlenbach
  Dieser Maßnahme wird keine zeitliche und inhaltliche Priorität zugeordnet.

2. Parallel zu Erweiterung des Rückhaltevermögens sollten ausgehend von den ermittelten und aufgezeigten Defiziten im Hochwasserschutz lokale wasserbauliche Maßnahmen zur Erhöhung des bestehenden Schutzgrades in den Ortslagen durchgeführt werden. Dabei ist auf eine Angemessenheit der Maßnahmen zu achten und nach Möglichkeit eine Aufwertung des gewässerökologischen Zustandes anzustreben.

Bei einer Realisierung der unter Punkt 1 genannten Maßnahmen ohne ein HRB Meisdorf weisen folgende Ortslagen hohe Defizite hinsichtlich des Hochwasserschutzes auf und sollten kurz bis mittelfristig durch örtliche wasserbauliche Maßnahmen geschützt werden:

Unterlauf

- Meisdorf
- Ermsleben
- Reinstedt
- Hoym
- Gatersleben
- Hedersleben
- Hausneindorf

Realisierung nur, wenn RHB Meisdorf
im HW Aktionsplan keine Bestätigung erfährt.

Im Oberlauf sind örtliche wasserbauliche Schutzmaßnahmen für die Ortslagen Güntersberge, Alexisbad und Mägdesprung unumgänglich zur Einhaltung des Schutzzieles HQ 100.

Im Rahmen dieses HW Aktionsplanes erfolgt die Festlegung des Schutzgrades unter Berücksichtigung des lokalen Schadenpotentials und im Zuge durchzuführender vergleichender Planungen. Im Selkeunterlauf müssen außerhalb der Ortslagen sowie in unbebauten Bereichen weiträumige Ausuferungsbereiche wasserrechtlich gesichert werden, um Aufhöhungen der Scheiteldurchflüsse durch den Verlust an Retentionsräumen auszuschließen. Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz sollten für alle Bereiche akzeptabel sein und unvermeidbare negative Nebeneffekte minimiert werden. Die Beurteilung der Maßnahmen orientiert sich an der gesamtwirtschaftlichen Nutzenmaximierung.

3. Als Ergänzung ist eine Verminderung der potentiellen Hochwasserschaden durch folgende begleitende Maßnahmen anzustreben.

> administrative Maßnahmen¬
- Nutzungsbeschränkungen (Festsetzung von Überschwemmungsgebieten)
- Freimachen und Freihalten von gefährdeten Flächen,
  d.h. Umsiedlung, Beseitigung von Abflußhindernissen etc.
- Bauvorschriften für gefährdete Objekte

> lokale (Bau)maßnahmen
- lokale Eindeichung von Einzelobjekten
- Mindesthöhenlage der Nutzgeschosse von Bauwerken
- äußere und innere Schutzvorkehrungen bei Einzelobjekten
- überflutungs und auftriebssichere Gestaltung wichtiger Anlagen

> Hochwasserverteidigung
- Hochwasserwarndienst und detaillierte Einsatzpläne, eine Vergrößerung
  der Vorwarnzeit soll z.B. durch den Bau eines zusätzlichen Pegels
  oberhalb der Ortslage Güntersberge erreicht werden.
- HW Warnung aus Niederschlagsvorhersage
- Sicherungsmaßnahmen, Bereitstellung von Material (z.B. Sandsäcke)

4.2 Die Vorzugsvariante aus der Sicht des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW)

Die Umsetzung des Hochwasseraktionsplanes Selke erfordert eine enge Zusammenarbeit des LHW mit dem Talsperrenbetrieb des Landes Sachsen Anhalt (TSB). Der LHW sieht seine bisherigen Auffassungen durch die Empfehlungen gem. Pkt. 4.1 hinsichtlich der kurzfristigen Maßnahmen der Nutzung der bestehenden Harzteiche für den Hochwasserschutz bestätigt.
Ausgehend vom Kosten Nutzen Verhältnis und der Gegenüberstellung des Naturraumverbrauches gibt der LHW dem Bau der grünen Rückhaltebecken Straßberg und Meisdorf den Vorrang vor dem Ausbau von Ortslagen im Selkegebiet unterhalb Meisdorf. Der Bau/die Erweiterung des RHB Uhlenbach ist optional zu betrachten und hängt von der weiteren Entwicklung bzw. Fortschreibung des HW Aktionsplanes ab.

5. Begründung für die Entscheidung der Vorzugsvariante aus der Sicht des LHW

Hinsichtlich der Kostenrelevanz ist die für das RHB Meisdorf so, daß Baukosten für das RHB in Höhe von 6,6 Mio. € Ausbaukosten in den Ortslagen Meisdorf, Ermsleben, Reinstedt, Hoym, Gatersleben, Hausneindorf und Hedersleben in Höhe von ca. 15,5 Mio. € zur Erreichung der gleichen Zielstellung gegenüberstehen. Bezüglich des Naturraumverbrauches steht einem dauerhaften Flachenverbrauch für das grüne Dammbauwerk in Meisdorf von ca. 8000 m² mit ökologisch ertüchtigtem Grundablaß eine Flächeninanspruchnahme für die u.h. liegenden 7 Ortslagen (und Eingriffen in 4 weitere Nebengewässer, Mühlgraben u.Ä.) in Höhe von ca. 160.000 m² als Eingriff gegenüber.

Maßnahmen in den Ortslagen greifen darüber hinaus massiv in Eigentumsverhältnisse, gültige Wasserrechte an Mühlgraben und Nebengewässer, regionale Entwicklungsmöglichkeiten techn. Infrastruktur (Straße, Bahn) und landwirtschaftliche Flächennutzungen auch außerhalb derzeitiger Überschwemmungsgebiete ein. Zu beachten ist weiterhin, daß Sauerbach, Klostergraben, Getel und Hauptseegraben ebenfalls in die Selke u.h. des Rückhaltebeckenstandortes Meisdorf einmünden und bei Beschränkung auf einen Ortslagenausbau wasserbaulich ebenfalls zur Verhinderung von Hochwasserrückstau auszubauen waren. Es müßten zusätzlich 2 Flutmulden von 4,5 und 8,5 km Länge angelegt werden, wobei die Scheiteldurchflüsse bei Hochwasser im Interesse des Schutzes der Siedlungen von oben nach unten erhöht werden würden und der Durchfluß insgesamt als stark ungleichförmig zu betrachten wäre.

Die dezentralen Maßnahmen in den Ortslagen ohne das Rückhaltebecken Meisdorf haben in der Gesamtbetrachtung keinerlei nachhaltige Wirkung, schränken die Entwicklungsmöglichkeiten inner und außerorts ein und geben keine Gewähr einer dauerhaften Verbesserung des HW Schutzniveaus; sie stellen eine end of pipe Lösung dar.

Der Hochwasserlängsschnitt der Selke zeigt eindrucksvoll den Sicherheitsgewinn des RHB Meisdorf für die unterhalb liegenden Ortslagen, der den noch unterhalb Mägdesprung anzutreffenden Durchfluß von ca. 50 m³/s abbaut.

Das Kernstück für den HW Schutz im Selkegebiet ist die Schaffung von Voraussetzungen zum Rückhalt von Wasser durch den Bau der RHB Straßberg und Meisdorf.

Die ökonomischen bzw. ökologischen Parameter stellen hier ein Optimum dar.

 


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