Chronik     und     Dokumente    -    Selketalkonferenz    - Bericht und Resolution

Die Naturschutzverbände in Sachsen-Anhalt  
führten am 31. August 2002 in Meisdorf eine
Selketalkonferenz
durch. Organisiert wurde sie von dem §29-Büro in Magdeburg.


Die Zeitschrift "Der Harz" Ausgaben 10 und 11/2002 brachte einen Bericht mit dem Abdruck von dort gehaltenen Reden mit der Überschrift :

Gibt es einen Konsens zwischen Hochwasserschutz und Naturschutz?

Diese Frage haben sich die Organisatoren, wie §29 Büro der anerkannten Naturschutzverbände Sachsen-Anhalt, der Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Sachsen-Anhalt und der Regionalverband Harz, im Vorfeld auch gestellt. Man könnte als Resümee der Veranstaltung sagen, ja, es gibt Hoffnung und Zuversicht, dass es in der weiteren Entwicklung zu einem Konsens kommt. Obwohl während der Diskussionsrunde, im Anschluss der sehr interessanten Vorträge, kontroverse Meinungen geäußert wurden.

Der Schutz des menschlichen Lebens und der Sachgüter stehen ohne Frage im Vordergrund des zukünftigen Handelns, dabei heißt es intelligente Lösungen zu finden und Alternativen zu prüfen. Wie so oft während der Konferenz trefflich bemerkt, muss man sich zusammen setzen und miteinander reden. Seit bekannt werden der Selke/Bode Hochwasserstudie kam es bereits zu ersten Gesprächen zwischen den anerkannten Naturschutzverbänden und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz Sachsen-Anhalt. Dabei standen nicht nur die Schaffung neuer Rückhaltebecken im Vordergrund der Diskussion, auch die Nutzungsänderung vorhandener Teiche, innerörtliche Maßnahmen entlang der Selke und speziell die Schaffung und Festschreibung von Retentionsräumen.

Die Konferenz setzte Signale, dass es mit Vorurteilen und verhärteten Fronten keinen Konsens gibt, eine sachlich ausgewogene Diskussion sowie das entsprechende Problembewusstsein sind in der weiteren Entwicklung entscheidend.

Unter den etwa 200 Teilnehmern befand sich auch die Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt Petra Wernicke und der Landrat des Landkreises Aschersleben Thomas Leimbach.

Das Anliegen der Naturschutzverbände war, die in folgender Resolution dargelegten Thesen deutlich zu machen.

 


Resolution der Selketalkonferenz am 31. Aug 2002 in Meisdorf

SELKE : LANDSCHAFT – MENSCH - NATUR

A.     A Die Naturschutzgebiete "Oberes und Unteres Selketal" gehören gemeinsam mit dem Bodetal zu den national bedeutsamsten und kontrastreichsten Tallandschaften der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Reichtum ist u.a. auch auf die spezifische Abflußdynamik zurückzuführen. Um die Naturausstattung und Artenvielfalt des Gebietes zu erhalten und zu schützen, wurde es 1991 als möglicher Nordharz-Nationalpark vorgeschlagen. Heute ist das Selketal eines der wichtigsten europäischen Schutzgebiete (FFH-Gebiet und EU-Vogelschutzgebiet) Sachsen-Anhalts.

B.     Wegen seiner landschaftlichen Schönheit, seiner herausragenden Naturausstattung und seiner relativen Unberührtheit ist das Selketal für Menschen, die Erholung und Naturerlebnis suchen, von besonderem landeskulturellen Wert.

C.    Von der Selke und der mit ihr verbundenen Bode geht bei extremem Tauwetter, verbunden mit erhöhtem Niederschlag, für die Bewohner des Selketals bzw. ihre Sachwerte eine Überschwemmungsgefahr aus. Der Schutz vor Hochwasser kann niemals vollständig sein, jedoch können durch geeignete Maßnahmen die Hochwasserspitzen abgeschwächt und damit Beeinträchtigungen und Gefahren verringert werden. Damit lassen sich der Schutz der Bevölkerung, der Betriebe und Agrarflächen im Oberlauf der Selke und im Harzvorland vor Hochwasser verbessern.

Deshalb erheben die Konferenzteilnehmer folgende Forderungen:

1.      Die Erhaltung bestehender Retentionsräume hat oberste Priorität.

2.      Die im Selkeeinzugsgebiet befindlichen Überschwemmungsgebiete sind durch Verordnung rechtlich zu sichern und zukünftig von Bauten oder Anlagen, die durch Hochwasser geschädigt werden können, freizuhalten.

3.      Zur Hochwasserrückhaltung im Einzugsgebiet können alle geeigneten vorhandenen Teiche genutzt werden. Zusätzlich erscheint die Errichtung eines Speichers oberhalb von Straßberg möglich, wobei die Durchgängigkeit für Wanderungen der bachlebenden Fauna zu erhalten ist.

4.      Das Selketal zwischen Mägdesprung und Talausgang am Falken bei Meisdorf muß von Staueinrichtungen frei bleiben.

5.      Die touristische Attraktivität des reizvollen Selketals ist zu sichern und punktuell zu verbessern.

6.      Die das Selketal begleitenden naturnahen Hangwälder sind wegen ihrer Funktion als natürliche Wasserspeicher als "Erosionsschutzwälder" zu erhalten.

7.      Die Landesregierung prüft die Einrichtung eines internationalen Großschutzgebietes Bode-Selketal im Nordharz, dessen Schwerpunkt die Erhaltung und Förderung wertvoller Lebensräume mit ihrer natürlichen Dynamik und den daran angepassten Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren sein sollte.

 

Unterschriften:                Bund für Natur und Umwelt LV Sachsen-Anhalt

                                       Landesheimatbund Sachsen-Anhalt

                                       NABU LV Sachsen-Anhalt

                                       Landesjagdverband Sachsen-Anhalt

                                       Schutzgemeinschaft Deutscher Wald LV Sachsen-Anhalt

                                       Die Naturfreunde Sachsen-Anhalt

                                       Grüne Liga LV Sachsen-Anhalt



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