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Chronik und Dokumente - Selketalkonferenz |
>Hochwasseraktionsplan
Bode, Teilplan Selke Edmund Werner, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt Vortrag – gehalten auf der Selketalkonferenz am 31. Aug. 2002 in Meisdorf Die Selke weist bei einer Wasserlauflänge von 64,4 km ein Einzugsgebiet von 468 km2 auf. Der Oberlauf umfasst die Selke vom Teichauslauf bei Güntersberge bis zum Pegel Meisdorf. Dieser Laufabschnitt kann außerhalb der Ortschaften als naturnah bewertet werden. Er weist hier ausgeprägte Strukturen und eine erhaltenswerte ökologische Vielfalt auf. Die Durchgängigkeit für die aquatischen Lebewesen ist durch einige Querbauwerke beeinträchtigt. Innerhalb der Ortschaften ist die Selke streckenweise ausgebaut. Der Selkeunterlauf zwischen Meisdorf und der Mündung in die Bode weist deutlich Beeinträchtigungen des Flusses durch Ausbaumaßnahmen auf. Ab Reinstedt wurde die Laufentwicklung eingeschränkt, d.h. der Flusslauf wurde begradigt und eingetieft. Die ökologische Durchgängigkeit ist durch zahlreiche Wehre verhindert. Mit dem Eintritt in das Harzvorland unterhalb von Meisdorf weitet sich die Talaue stark auf; sie ist zwischen Gatersleben und der Mündung in die Bode etwa 1km breit. Der Selkeoberlauf bis Pegel Meisdorf ist primär durch die Prozesse der Hochwasserbildung auf den Landflächen geprägt. Der Wellenabflachungsprozess ist hier kaum von Bedeutung, da nur geringe Retentionsräume vorhanden sind. Im Selkeunterlauf unterhalb Meisdorf überwiegen die Prozesse der Wellenabflachung. Durch den Austritt der Selke aus dem engen Tal im Harz in die flachwellige Landschaft des Harzvorlandes können große Retentionsräume in der Aue bei Hochwasser geflutet werden. Hochwasserentstehung Seit Dezember 1993, außer Februar 1994 wurden an nahezu allen Niederschlagsmessstationen im Harz extrem hohe Niederschlagssummen gemessen. An einigen Stationen wurden Überschreitungen der monatlichen Normal- oder Monatsmittelwerte bis 400 % festgestellt. Allein im Einzugsgebiet der Talsperren fielen vom Dezember 1993 bis April 1994 etwa 230 Mio.m3 Regen, das ist mehr als der zweifache Inhalt aller Harztalsperren im Ostharz und entspricht dem 13-fachen der freizuhaltenden Hochwasserschutzräume im Talsperrensystem. Bis zum Pegel Meisdorf fielen vom Dezember 1993 bis April 1994 414 mm Niederschlag, bezogen auf die Station Harzgerode, das sind 76 Mio.m3 Regen, von denen etwa ein Drittel allein in der Zeit vom 09. bis 14.04.1994 fielen. Vergleichen wir diese Mengen mit der Speicherkapazität der Harzteiche mit nur 1,8 Mio.m3 Inhalt, so sind allein in der Zeit vom 09. bis 14.04.1994 etwa 13 mal soviel Regen gefallen, wie Speicherkapazität zur Verfügung steht. Hochwasserablauf Das Wasser strömt ab Güntersberge über die gesamten Auenbereiche und verursacht enorme Schäden an Gebäuden und Verkehrseinrichtungen. Schwerwiegend waren die Auswirkungen in Straßberg und nachfolgend in Silberhütte. Nicht nur die Bebauung im Hochwasserabflussprofil der Selke, sondern auch die zusätzliche Einengung des eigentlichen Flussbettes durch den Eisenbahnbau in der jüngeren Zeit führten zu einer Verschärfung der Hochwassersituation. In Alexisbad wurden Bahndämme, Straßen und Brücken beschädigt oder zerstört, so dass in diesem Bereich besonders hohe Schäden festgestellt werden mussten. Der Ort war während des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten und durch die Schäden an Straßen, Bahnen und Brücken mehrere Monate für öffentlichen Verkehr nicht passierbar. Das Selketal hat eine Länge von ca. 10 km und eine durchschnittliche Breite von ca. 400 m, in dem das Hochwasser sich ungehindert ausbreiten und dem Scheitel etwa an Wucht nehmen konnte. Die Wassermassen durchströmten ab Meisdorf weiter die Aue in Richtung Reinstedt, überfluteten den Bahndamm und unterspülten die Gleise der Eisenbahnlinie Frose - Ballenstedt. Neben den Wassermassen verursachte insbesondere das mitgeführte Holz von überschwemmten Stapelplätzen umfangreiche Schäden. Schäden Sehr hohe Schäden in Industrie- und Gewerbebetrieben, Hotels, Gaststätten sowie Einrichtungen des Handels waren in Silberhütte, Alexisbad und Strassberg zu verzeichnen. In Gatersleben hingegen lag der Schadenschwerpunkt im kommunalen Bereich. Niederschlags-Abfluss-Modellierung Für die Simulation von Hochwasserszenarien unter dem Einfluss verschiedener Hochwasserschutzmaßnahmen wurde das an der Universität Karlsruhe entwickelte Programm verwendet. Mit diesem Modell wurden nachstehende Varianten gerechnet, so dass an Hand der Ergebnisse Entscheidungsgrundlagen geschaffen wurden. Zusammenfassung der Ergebnisse der Variantenuntersuchung zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Selke. Variante I: Status quo, kein dezentraler Hochwasserrückhalt durch Ausbau/Neubau von Teichen (bei HQ50 und HQ100) erfolgt in den vorhandenen Teichen keine Nutzungsänderung, es werden aber (soweit vorhanden) die für den Hochwasserschutz vorgesehenen Speicherlamellen zum Ansatz gebracht; beim HQ(4/1994) wird von einer vollständigen Füllung der Hochwasserschutzräume zu Ereignisbeginn ausgegangen, kein Hochwasserrückhaltebecken in Meisdorf; als Untervariante wurde die Eindeichung im Unterlauf zum Ansatz gebracht. Variante II: dezentraler Hochwasserrückhalt durch Ausbau/Neubau von Teichen in den Nebengewässern (Katzsohlbachteich, Elbingstalteich, Rodelbach, Uhlenbach), keine zentralen Hochwasserrückhaltemaßnahmen in der Selke Variante III: dezentraler Hochwasserrückhalt durch Ausbau/Neubau von Teichen in den Nebengewässern (Katzsohlbachteich, Elbingstalteich, Rodelbach, Uhlenbach), Hochwasserrückhaltebecken in der Selke oberhalb Meisdorf mit Abgabe von 15 m3/s an den Unterlauf Variante IV: dezentraler Hochwasserrückhalt durch Ausbau/Neubau von Teichen in den Nebengewässern (Katzsohlbachteich, Elbingstalteich, Rodelbach, Uhlenbach), Hochwasserrückhaltebecken in der Selke oberhalb Meisdorf mit Abgabe von 5 m3/s an den Unterlauf Untervarianten zur Wirkung von Fürsten- und Teufelsteich sowie zu den Auswirkungen ausschließlich lokaler Maßnahmen hinsichtlich der Erhöhung der Scheiteldurchflüsse infolge Eindeichung in den Ortslagen im Unterlauf wurden zusätzlich betrachtet Variante V: Hochwasserrückhaltebecken Straßberg und dezentraler Rückhalt in den vorhandenen Teichen ohne Nutzungsänderung, d.h. ausschließlich die für der Hochwasserschutz vorgesehenen Speicherlamellen werden zum Ansatz gebracht. Variante VI: Hochwasserrückhaltebecken Strassberg, dezentraler Rückhalt in den vorhandenen Teichen ohne Nutzungsänderung und maximaler Nutzung der für den Hochwasserrückhalt effizienten Speicherräumen in Teufels- und Fürstenteich, Kilians-, Franken- und Maliniusteich, Katzensohlbach und Güntersberger Mühlenteich Variante VII: Hochwasserrückhaltebecken Strassberg, dezentraler Rückhalt in den vorhandenen Teichen ohne Nutzungsänderung und maximaler Nutzung der für den Hochwasserrückhalt effizienten Speicherräumen in Teufels- und Fürstenteich, Kilians-, Franken- und Maliniusteich, Katzensohlbach und Güntersberger Mühlenteich. Zusätzlich werden dezentrale Rückhaltemaßnahmen im Katzensohlbach und Uhlenbach (HRB) vorgesehen. Variante VIII: Kombination aus Variante VII und Variante VIII - Erweiterung Stauraum Katzensohlbach (Abgabe an den Unterlauf 0,5 m3/s) - Bewirtschaftungsänderung Teufels- und Fürsten-, Kilians-, Frankenteich mit dem Ziel der maximalen Nutzung der für den Hochwasserrückhalt effizienten Speicherräume (Abgabe an den Unterlauf jeweils 0,001 m3/s) - Neubau Hochwasserrückhaltebecken Uhlenbach (Abgabe an den Unterlauf 0, 1 m3/s) - Neubau Hochwasserrückhaltebecken Staßberg (Abgabe an den Unterlauf 0, 1 m3/s) - Neubau Hochwasserrückhaltebecken Meisdorf (Abgabe an den Unterlauf 15 m3/s) - dezentraler Rückhalt in den nicht genannten Teichen entsprechend der aktuell ausgewiesenen Hochwasserrückhalteräume Variante IX: Nur Maßnahmen an bestehenden Teichen - Betreiben des Katzensohlbaches als grünes Rückhaltebecken - Bewirtschaftung Teufels-, Fürsten-, Kilians-, Frankenteich mit dem Ziel der Nutzung der für den Hochwasserrückhalt effizienten Speicherräume (Abgabe an den Unterlauf jeweils 0,001 m3/s) - Dezenter Rückhalt in den nicht genannten Teichen entsprechend der aktuell ausgewiesenen Hochwasserrückhalteräume Unter Beachtung ökonomischer und ökologischer Aspekte muss nun eine Auswertung der Variantenrechnungen erfolgen, erste Entwürfe zum Hochwasseraktionsplan Selke liegen bereits vor. |