Hochwasserschutz ist notwendig
NABU warnt vor Zerstörung des Selketals
Harz -- Hohe Niederschläge auf
gesättigten oder durch Frost versiegelten Bode fließen oberflächlich rasch ab
und führen unweigerlich zu erhöhten Pegelständen der Flüsse. Kann sich ein durch
Bebauung eingeengter Fluss nicht ausbreiten, kommt es im Siedlungsbereich zu
Hochwasser. Bundesweit werden nun "moderne" Hochwasserschutzmaßnahmen geplant
und durchgeführt, um die Fehler der vergangenen Jahrzehnte etwas zu begleichen.
In unserer Region werden die Stimmen für einen Staudamm im NSG "Selketal" als
einzig erfolgversprechende Hochwasserschutzmaßnahme immer lauter, dem muss
widersprochen werden! Denn verschwiegen wird, dass gut verteilter
Hochwasserschutz im Oberlauf der Selke, so z.B. die sinnvolle Nutzung der vielen
Harzteiche und notfalls ein Staubecken oberhalb Strassbergs eine rettende
Alternative zur Zerstörung des Selketales ist und auch in der Selkestudie
genannt wird. Was den Unterharzern, Touristen und letztlich der Natur verloren
geht, scheint angesichts der Diskussionen von Lokalpolitikern allgemein nicht
bekannt zu sein:
Das vom Landeshochwasserbetrieb (LHW) geplante Hochwasserrückhaltebecken
oberhalb von Meisdorf hat eine Dammhöhe von 12 – 18m; der Damm wird als
sogenannte "grüne Erhöhung" etwa zwischen Selkesicht und Bartenberg liegen und
nach Ansicht des Landesbetriebes dem Besucher kaum auffallen. Der NABU ist da
ganz anderer Meinung, denn bei einer Flutung dieses Beckens (evtl. auch bei
kleineren Hochwassern, um das Flachland zu schützen), stünden 2 – 2,5 km
Talbereich unter Wasser, bis etwa 300m unterhalb der Selkemühle (!). Das Wasser
bringt Schlamm und Geröll in unvorstellbaren Massen mit, die sich dann im
Überflutungsbereich absetzen, was auch mit Geruchsbelästigungen verbunden ist.
Die Talsole verschlammt in seiner gesamten Breite. Ein Abtransport ginge, wenn
überhaupt, nur mit schwerem Gerät in den Sommermonaten. Selbst bei Nichtflutung
des Staubeckens verhindert der Damm das Abfließen der Kaltluft und verändert
dadurch das Kleinklima des Tales so erheblich, dass die Besonderheit der
Naturausstattung langfristig verloren geht.
Eine Region, die über ein europäisches Schutzgebiet verfügt, das jährlich
unzählige Touristen anzieht, über eine einmalige Naturausstattung verfügt,
sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein und sinnvollen Hochwasserschutz
betreiben. Schließlich wurden bis heute keine nennenswerten
Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt, obwohl diese im Selkeoberlauf schon
längst hätten passieren können.
NABU Sachsen-Anhalt
A. Westermann

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