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Brief des Harzklub e.V. an das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt -
Ministerin Petra Wernicke 
vom 20. Mai 2003

Stellungnahme des Harzklub zum Hochwasserschutz im Selketal


Sehr geehrte Frau Wernicke,

der Harzklub ist einer der wenigen länderübergreifende Vereine des Harzes. Er ist maßgeblich an der Gestaltung und Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaft Harz beteiligt.

Mit Hilfe der vielen ehrenamtlichen Helfer des Harzklubs konnte der Harz im Laufe des letzten Jahrhunderts als attraktives Wander- und Erholungsgebiet entwickelt und gleichzeitig die einmalige Natur des Harzes bewahrt werden. Zahlreiche Naturschutzmaßnahmen der Zweigvereine des Harzklubs sowie fundierte Stellungnahmen zu Großprojekten belegen das intensive Engagement unseres Vereins im Umwelt- und Naturschutz. Dabei steht stets der Schutz der Umwelt gemeinsam mit dem Menschen - nicht gegen den Menschen - im Vordergrund der Bemühungen. Heute ist der Harzklub mit seinen 90 Zweigvereinen und 15.500 Mitgliedern fast flächendeckend im Harz vertreten.

Hauptaugenmerk des Harzklubs gilt derzeit dem Hochwasserschutz in Selketal. Insbesondere die anliegenden Zweigvereine befürchten bei der Realisierung der Planungen eine starke Beeinträchtigung des einzigartigen Selketals als Natuschutz- und Wandergebiet.

Bereits im Jahr 2001 wurde die „Selketalstudie" durch unsere Mitglieder mit Aufmerksamkeit gelesen. In einer internen Sitzung des Harzklubs wurden durch das Staatliche Umweltamt Magdeburg die ersten Untersuchungsergebnisse zum Projekt „Hochwasserschutz im Selketal" vorgestellt. In der darauf folgenden Stellungnahme des Harzklubs (verabschiedet bei der Jahreshauptversammlung 2001) wurde gefordert, die Voruntersuchungen unter Einbeziehung der Erfahrung der Menschen vor Ort intensiv fortzusetzen und vorhandene Klein- und Altanlagen vorrangig zu nutzen, bevor Großprojekte angestrebt werden. Neben dem Schutz des Menschen ist das Selketales als äußerst wertvolles Biotopsystem und Erholungslandschaft langfristig zu erhalten!

Auf der Grundlage des „Hochwasseraktionsplanes Selke" des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt vom 18. Dezember 2002 wurde durch den Harzklub nochmals das Gespräch mit dem Landesbetrieb gesucht und die Problematik diskutiert.

Am 10. Mai 2003 fand in der Bergstadt Wildemann die Jahreshauptversammlung des Harzklubs statt, bei welcher 300 Delegierte aus dem Bereich des gesamten Harzes und seinem Vorland vertreten waren. Es wurde Bilanz gezogen und neue Ziele abgesteckt.

Der Harzklub-Hauptverein wurde von seinen Zweigvereinen beauftragt, eine aktuelle Stellungnahme zum Hochwasserschutz im Selketal abzugeben.

 Ausgehend vom gegenwärtigen Verfahrensstand wurde durch die Jahreshauptversammlung 2003 folgende Stellungnahme zum Hochwasserschutz im Selketal verabschiedet:

1. Der Schutz des Menschen und seiner Umwelt vor einem Jahrhunderthochwasser wird vom Harzklub generell unterstützt.

2. Die vorhandenen Retentionsräume sind zu erhalten und möglichst zu vergrößern.

 3. Die Überschwemmungsgebiete entlang der Selke und ihrer Nebenbäche sind kurzfristig gesetzlich auszuweisen, um diese von Bauten und Anlagen, die durch Hochwasser geschädigt werden können, freizuhalten.

4. Hochwasserschutz beginnt nicht erst im Unterlauf der Selke, sondern bereits im Oberlauf unter Einbeziehung der Nebenbäche. Daher sind alle geeigneten Speichermöglichkeiten oberhalb von Meisdorf zu ertüchtigen bzw. neue Möglichkeiten unter Beachtung naturschutzrechtlicher Belange zu schaffen. Insofern wird begrüßt, dass kurzfristig die Bewirtschaftung der Teiche zu Gunsten des Hochwasserschutzes verändert wurde bzw. wird.

5. Der Harzklub sieht wirkungsvolle Hochwasserschutzmaßnahmen bereits in der Schaffung zusätzlicher Rückhaltemöglichkeiten in Strassberg, im Uhlenbachtal und im Schiebeckstal.

6. Bei allen Hochwasserschutzüberlegungen ist dringend auf eine notwendige Verbesserung der Abflusssituation in den Ortschaften und Brücken zu verweisen.

7. Der Harzklub ist auch nach Vorliegen des Hochwasseraktionsplanes in Abwägung mit den erforderlichen naturräumlichen Eingriffen nicht davon überzeugt, dass der Rückhaltedamm in Meisdorf zwingend für einen Hochwasserschutz erforderlich ist und wird das weitere. Verfahren kritisch aber konstruktiv begleiten. Speziell erwartet der Harzklub, dass unabhängig von den bereits aufgeführten Punkten die einzelnen Varianten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihres naturräumlichen Eingriffs nochmals einer sorgfältigen Wertung unterzogen werden.


Ich möchte Sie hiermit bitten, die Position des Harzklub e.V. zur. Kenntnis zu nehmen und bei weiteren Untersuchungen sowie Planungen einfließen zu lassen. Erfreulich ist festzustellen, daß bei allen noch aus Sicht des Harzklub ungelösten Fragen bereits viele Anregungen und Hinweise von 2001 aufgegriffen worden und Beachtung fanden.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Ermrich
Hauptvorsitzender


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