Chronik     und     Dokumente

Demonstration bei Meisdorf
am Samstag, dem 29. März 2003
HOCHWASSERSCHUTZ   OHNE DAMM   -  DIE ALTERNATIVEN
      

Das Echo auf den Aufruf mit Plakaten, Flugblättern und Anzeigen war überwältigend. Weit über 1000 Männer, Frauen und Kinder waren unserem Aufruf gefolgt. Da viele mit dem Fahrrad kamen oder ihr Auto auf den Parkplätzen in Meisdorf abstellten und mit einem Kleinbus, den wir organisiert hatten, ins Selketal kamen, gab es keine Probleme.

Bei dem herrlichen Wetter besuchten gut gelaunte Menschen zwischen 10 und 12 Uhr das Selketal zwischen Meisdorf und der Selkemühle. Sie wurden am Eingang des Tales von Frau Helm ( NABU ), Dr. Wegener ( BNU ). Herrn Prof. Dr. Lüderitz ( BUND ) und Herrn Schöne ( Harzklub ) und anderen Rednern aus der Region empfangen. Die Teilnehmer machten durch ihre Anwesenheit und vielfach durch ihre Unterschrift auf der Protest-Erklärung deutlich, dass sie das Selketal nicht dem Hochwasserschutz opfern wollen, sondern Alternativen verlangen : Erhaltung des Selketals bei gleichzeitiger Gewährleistung des Hochwasserschutzes durch eine geschickte Kombination im oberen Einzugsgebiet.

An der Thalmühle und anderen markanten Punkten auf dem Weg bis kurz vor der Selkemühle waren Informationstafeln aufgestellt. Dort entwickelten sich zahlreiche Gespräche, in denen Informationen und Argumente ausgetauscht wurden. Die auch auf Handzetteln verteilten Vorschläge für Alternativen fanden großes Interesse und Zustimmung. Damit konnte vielfach ein Informationsdefizit der betroffenen Bürger verringert werden. Selbst viele Anwohner von Meisdorf und dem Selketal sind oder waren bis jetzt nicht über Zusammenhänge und Folgen eines Dammbaus informiert. Alle Teilnehmer äußerten sich ablehnend zum Vorhaben unserer Landesregierung, einen Hochwasserschutzdamm an dieser Stelle zu bauen. Selbst vom schlimmen Hochwasser im April 1994 sehr geschädigte Einwohner von Meisdorf forderten, dass auf den Dammbau verzichtet wird

An der Stelle, die der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft für den Dammbau vorgesehen hat, wurde mit Hilfe von Luftballons das Profil des Dammes angedeutet. Die Ballons trugen ein Spruchband "HOCHWASSERSCHUTZ – OHNE DAMM". Ein solcher Damm darf weder geplant noch gebaut werden.
 

FORDERUNGEN und ALTERNATIVEN :

1. Verringerung des Hochwassers durch:
- Bewirtschaftungsänderung der vorhandenen Teiche im Harz
- Bau des Hochwasserrückhaltebeckens bei Straßberg
- öffentliche Förderung privater Regenwassernutzung und der Entsiegelung von Flächen
- Rückbau von Melioration auf landwirtschaftlichen Flächen im Harz

2. Verringerung von Schäden durch:
- Ausweisung und Nichtbebauung von Überschwemmungsflächen
- Einführung eines Frühwarnsystems
- öffentliche Förderung privaten und kommunalen Hochwasserschutzes
- Bau von Umflutgräben um die Orte in der Ebene

3. Positive Effekte
- Tourismus-freundliche Landschaft bleibt erhalten
- einmalige Natur bleibt erhalten
- keine Gefahr durch Dammbruch

4. es gibt keinen 100%igen Hochwasserschutz
- Trotz Damm käme es zu steigendem Grundwasser in der Ebene und Rückstau der Bode.

Fazit :
Vor weiteren Planungen muß das Land alle Alternativen prüfen und sachgerecht abwägen.

Die zuständige Ministerin Frau Wernicke war eingeladen, hatte aber wegen anderer Termine die Vertretung durch die zuständige Verwaltung zugesagt. Vermutlich in dieser Eigenschaft war Herr Edmund Werner vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft vor Ort und informierte sich über die Resonanz der Demo.

Die Landesvorsitzende des NABU-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, die Biologin Frau Helene Helm, bekräftigte, dass das Selketal unverzichtbar ist - für die Natur und für die Menschen – als Erholungssuchende, als Freunde der Natur und der Landschaft und als Beschäftigte in der Tourismusbranche. Die Naturschutzverbände und der Harzklub sind weiterhin bereit, gemeinsam mit der Landesregierung nach alternativen Konzepten für Hochwasser-Schutzmaßnahmen zu suchen, die naturverträglicher als ein großer Damm sind.

Das Aktionsbündnis bedankt sich bei allen Teilnehmern der Demo für ihr Interesse am Erhalt ihres Selketals und bittet die dort vorgestellten Argumente und Alternativen an ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiterzugeben.

Das mdr-Fernsehen berichtete ausführlich in der Regionalsendung und in der Abendschau "Aktuell". Die Volksstimme brachte ausführliche Artikel am 31. März und 2. April und die Mitteldeutsche Zeitung am 31. März vier Beiträge bzw. Kommentare.

Detlef Mahlo

   


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